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Normalerweise sitzen wir grübelnd da und versuchen krampfhaft irgendwie einen Weg aus unserem Problem zu finden. Dabei geraten wir immer wieder in hinderliche Gedankenschleifen, wie:

„Warum muss immer mir sowas passieren?“,

„Das soll endlich aufhören!“,

„Ich will das nicht mehr!“,

„Womit hab ich das nur verdient?“

„Warum kann nicht auch mal was gut laufen?“

„Hätte ich nur nicht…!“

„Wäre ich mal lieber…!“

Und so weiter.

Leider hilft uns das überhaupt nicht, um unser Problem zu beseitigen. Eigentlich ist uns klar:

Für jedes Problem muss es auch irgendeine Lösung geben.

Blöd nur, dass uns für unseres oft keine einfällt. Und deshalb redet uns unser Kopf manchmal ein, dass unser ganz bestimmtes Problem nicht lösbar ist. Dass wir jetzt eben damit leben müssen. Es ertragen müssen. Selber schuld. Oder auch nicht. Spielt auch keine Rolle, denn es ist nun mal da und wir wissen nicht, wie wir es loswerden sollen.

Das Problem an der Sache ist: Wir gehen zu emotional an die Sache ran. Emotionen, ganz besonders wenn sie gerade sehr intensiv sind, schränken unseren Verstand ein. Sie sind wie ein Trichter mit Sogwirkung. Sie verringern unseren Entscheidungsspielraum ganz enorm. Und wir sehen nur noch ganz wenige Auswege. Wege, deren Effektivität wir sofort beurteilen und meistens feststellen, dass sie nicht die Lösung des Problems sein können. Und obwohl wir das wissen, saugt unser Kopf immer wieder diese Lösungen an. Unser Kopf kreist immer um dieselben Ideen.

Es gibt aber auch eine andere Möglichkeit, mit Problemen umzugehen. Eine, die rational abläuft. Ohne dass dir deine Gefühle dazwischenfunken. Indem du Schritt für Schritt an deiner Problemlösung arbeitest. Wie, das erkläre ich dir heute.

Das allerwichtigste dabei ist:

Du solltest dies nicht tun, wenn deine Gefühle gerade sehr stark sind!

Wenn du also gerade am Überkochen oder tieftraurig bist, dann warte, bis sich diese Gefühle gelegt haben. Bis sie nur noch leicht zu verspüren sind oder gerade eine „Pause“ machen. Trinke bis dahin in Ruhe einen Tee / Kaffee, setz dich in die Sonne oder meditiere / mach eine Entspannungsübung.

Wenn du dich beruhigt hast, nimm dir einen Moment Zeit für dich allein, einen Zettel und einen Stift und beginne, dein Problem Schritt für Schritt zu bearbeiten.

1. Schritt: Beschreibe dein Problem

Schreibe dir zu allererst dein Problem so genau wie möglich auf. Notiere dir dabei folgende Dinge:

  • Mit wem hast du das Problem?
  • Welche Gedanken hast du dabei?
  • Welche Gefühle treten bei diesem Problem in dir auf?
  • Wie verhältst du dich?
  • Wie verhalten sich involvierte Personen?
  • Wie reagierst du körperlich auf das Problem?
  • Wie oft tritt das Problem auf?
  • Wie intensiv empfindest du es? (auf einer Skala von 0-10)

2. Schritt: Analysiere das Problem

Im nächsten Schritt beantwortest du dir folgende Fragen:

  • Wie lange besteht das Problem schon?
  • Wie ist das Problem entstanden?
  • Welche Bedingungen halten das Problem aufrecht?
  • Welche Konsequenzen hat das Problem für dein Leben?
  • Welche Versuche hast du schon unternommen, um das Problem zu lösen?
  • Warum hat es nicht funktioniert?

Du nimmst das Problem sozusagen auseinander. Umso detaillierter du das machst, umso mehr wird dir klar, wo genau das Problem steckt, welche Zusammenhänge die Situation vielleicht verschlimmern und was Einfluss auf die Größe des Problems hat.

3. Schritt: Definiere dein Ziel!

Nun schreibst du dir einmal ganz genau auf, wie du dir dein Leben ohne das Problem vorstellst. Was wäre anders, wenn du das Problem nicht mehr hättest? Was möchtest du erreichen? Woran erkennst du, dass das Problem gelöst ist?

Sollte dein Problem größer sein, so dass du es vielleicht nicht mit einem Ruck lösen kannst, dann zerteile es. Mache viele kleine Teilprobleme daraus, die du dann nach und nach lösen kannst. Und lege dann für jedes Teilproblem ein Teilziel fest. Die Beseitigung der Teilprobleme wird dich immer näher zur Beseitigung des gesamten Problems führen.

Ein Beispiel: Du hast immer wieder Schwierigkeiten mit deinem Kind. Es hört nicht auf dich, obwohl du schon tausendmal erklärt hast, warum es andere Kinder nicht schlagen soll, wenn es wütend ist. Weil du nicht weißt, was du noch machen sollst, wirst du inzwischen selber wütend, wenn dein Kind mal wieder um sich schlägt, und schreist es vielleicht auch schon an. Du bist unglücklich mit der Situation, denn du möchtest liebevoll erziehen, stößt aber an deine Grenzen.

Hier stecken viele kleine Probleme in einem. Das eigentliche Problem ist:

  1. Dein Kind haut um sich, wenn es wütend ist.

Allerdings sind dadurch auch andere kleine Probleme entstanden:

  1. Du kannst dich nur schwer beherrschen.
  2. Du wiederholst dich andauernd, wenn du wieder und wieder erklärst, warum sein Verhalten falsch.
  3. Du weißt dir nicht zu helfen.

Du könntest nun folgende Teilziele anhand deiner „Zusatzprobleme“ festlegen:

Zu 2.: Ich bleibe ruhig.

Zu 3.: Ich setze Grenzen und setze sie erfolgreich durch.

Zu 4.: Ich habe Hilfe.

Anhand dieser Teilziele kannst du nun schauen, welche Möglichkeiten es gibt, um diese zu erreichen. Und wenn du diese erreicht hast, hast du möglicherweise auch schon dein Hauptproblem gelöst oder vielleicht inzwischen einen Weg gefunden.

Wenn du dein Ziel (und vielleicht nötigen Teilziele) für dich definiert hast, gehst du zum nächsten Schritt über.

4. Schritt: Sammle Ideen, wie man das Problem lösen kann

Mache nun ein Brainstorming. Welche Lösungsmöglichkeiten siehst du? Nimm dir hierfür viele kleine Karteikärtchen und schreibe auf jedes Kärtchen eine Idee. Schreibe auf ein Kärtchen nicht mehr als eine Idee auf. Wenn du Ideen hast, die sich ähneln, oder die als einzelne Schritte eine Lösung sein könnten, notiere sie trotzdem einzeln. Notiere dir alle Ideen, die dir einfallen, egal ob sie realistisch sind oder nicht. Bewerte noch nicht, ob sie funktionieren könnten oder ob sie Quatsch sind. Im Gegenteil, manchmal sind gerade die witzigen und absurden Ideen eine gute Inspiration für neue Lösungen, auf die wir nie gekommen wären, wenn wir sie gleich bewertet hätten. Deshalb, sammle alles, was dir einfällt. Es geht in diesem Schritt erst einmal nur darum, Ideen zu sammeln. Die Auswertung dieser machst du erst später.

Wenn dir keine Ideen mehr einfallen, geh auf Ideenpirsch. Frage Menschen aus deinem Umfeld, Freunde, Familienmitglieder, wie sie dein Problem lösen würden und notiere die Antworten auf weiteren Kärtchen.

Wenn du keine Lösungsmöglichkeiten mehr findest und niemand mehr eine Idee hat, dann nimm dir die Kärtchen und sortiere sie nach:

  1. Könnte vielleicht funktionieren
  2. Für mich nicht umsetzbar
  3. Würde mein Problem nicht oder nicht dauerhaft lösen

Alle Kärtchen, die in den Stapeln 2 und 3 gelandet sind, kannst du wegpacken.

Nimm dir nun Stapel 1 vor und sortiere diese Ideen in einer Reihe untereinander. Bringe die Idee, die du für die beste hältst, um dein Problem zu beseitigen nach ganz oben, die schlechteste nach ganz unten. Bedenke beim Sortieren folgende Dinge:

  • Ist die Idee für dich durchführbar?
  • Welche kurzfristigen Konsequenzen entstehen durch diese Idee?
  • Welche langfristigen Konsequenzen entstehen durch diese Idee?
  • Entstehen dadurch neue Probleme?

Du kannst die Reihenfolge so lange verändern, bis es für dich passt. Manche Ideen ergänzen sich auch gut mit einer der anderen Ideen auf deinen Kärtchen. Dann kannst du diese Kärtchen auch nebeneinander legen und sie beide zugleich in deine Lösungsplanung einbauen.

Vielleicht fällt dir bei der Sortierung der Ideen auf, dass eine der aussortierten Möglichkeiten von Stapel 2 oder 3 doch funktionieren könnte. Dann nimm diese Karte wieder mit in deine Erwägungen auf. Oder eine Karte stellt sich als möglich heraus, würde das Problem aber nur zu einem anderen Problem verändern. Dann kannst du sie einfach aussortieren. Deine Entscheidungen sind also nicht endgültig, du kannst sie jederzeit ändern.

Am Ende dieses Prozesses solltest du eine klare Reihenfolge für deine Kärtchen gefunden haben. Das heißt, ganz oben befinden sich die am erfolgversprechendsten Lösungen, ganz unten die weniger erfolgreichen.

5. Schritt: Ausprobieren der Lösung

Wähle nun anhand deiner Sortierung die Lösung aus, die du für die beste hältst. Das ist sehr wahrscheinlich die Idee, die bei dir an erster Stelle gelandet ist.

Jetzt hast du etwas, was du umsetzen kannst. Und genau darauf solltest du dich nun konzentrieren. Wenn du dafür etwas planen musst, dann geh nun zur Planung deiner Lösungsmöglichkeit über. Überlege dir, wann, wie und wo du handeln möchtest. Bedenke auch, welche Hindernisse entstehen könnten und wie du diese im Vorfeld bereits beseitigen kannst.

Und dann sei mutig! Geh los und setze dein Vorhaben um. Teste deine Lösung.

6. Schritt: Bewertung und eventuelles Anpassen / Verändern

Schau, was herauskommt. Vielleicht konntest du dein Problem damit lösen. Wenn nicht, gib nicht zu schnell auf, wenn diese Lösungsmöglichkeit nicht sofort zum Erfolg führt. Manchmal dauert es etwas, bis sich eine Verbesserung einstellt. Manchmal tauchen Hindernisse auf, mit denen du nicht gerechnet hast. Dann beseitige diese Hindernisse und probiere deine Lösung erneut. Wenn auch dies nicht zum Erfolg führt, dann experimentiere etwas mit der Lösung herum. Eventuell musst du nur eine kleine Veränderung vornehmen, damit sie schließlich doch dein Problem löst. Kleinigkeiten wie:

  • Verändere dein Auftreten
  • Verändere die Voraussetzungen (günstigeren Zeitpunkt, bessere Vorbereitung, andere Umgebung…)
  • Nutze gute Gelegenheiten

Wenn auch nach mehrmaligen Versuchen diese Lösungsidee nicht fruchtet oder du feststellst, dass eine andere deiner Ideen angebrachter wäre, dann ändere die Idee.

Geh zur 2. Lösungsmöglichkeit in deiner sortierten Liste über. Oder probiere die, die du für besser erkannt hast. Und verfahre auch hier wie in Schritt 5 und 6.

Probiere nacheinander deine Lösungsideen aus, bis du eine gefunden hast, die dein Problem beseitigt. In der Regel wird es eine der ersten drei Ideen sein, die du für dich als beste Ideen erkannt hast.

Es kann aber auch passieren, dass keine deiner gesammelten Ideen hilft. Dann beginne mit dem Brainstorming von vorne und suche nach weiteren Lösungen.

Bedenke aber auch, ob du vielleicht versuchst, ein Problem zu lösen, dessen Lösung nicht in deiner Macht steht. Dann wird dir auch kein weiteres Brainstorming helfen. Denn einige Probleme lassen sich nur durch andere Menschen lösen oder sind Dinge, die wir besser akzeptieren sollten.

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