Im Gespräch mit anderen Menschen fällt mir immer wieder auf, dass viele Menschen, wahrscheinlich völlig unbedacht, sehr unfreundlich mit sich selbst reden. Ganz besonders dann, wenn sie erkannt haben, dass sie etwas falsch machen oder gemacht haben. Dann beschimpfen sie sich, betiteln sich als „dumm“, „bescheuert“ oder „Wie blöd muss man sein?“ und hacken auf sich selbst herum. Wenn ich sie dann darauf anspreche und frage, warum sie das tun, bekomme ich nicht selten die Antwort: „Na das ist doch gar nicht so ernst gemeint, das ist doch eher nur so dahergesagt. Ich weiss doch, dass ich nicht dumm bin.“
Leider spiegelt aber gerade die Art, wie wir mit uns selbst reden, das wieder, was wir über uns denken. Und zeigt auch, wie wir mit uns umgehen. Nämlich ganz und gar nicht freundlich und verständnisvoll. Aber wollen wir das?
Stell dir mal vor, einer deiner besten Freunde würde so mit dir sprechen, wenn du ihm von deinem Fehler erzählst. Wie fändest du das? Wärst du über so einen Umgang mit dir erfreut? Oder würdest du dich vielleicht ärgern? Schließlich hast du den Fehler ja nicht mit Absicht gemacht. Da erwartest du bestimmt auch etwas Verständnis und Mitgefühl dafür, da du dich über den Fehler schon selbst genug ärgerst, oder?
Oder stell dir mal vor, einer deiner Freunde wäre derjenige, der dir von seinem Fehler erzählen würde. Wie würdest du darauf reagieren? Würdest du zu ihm sagen: „Wie blöd muss man sein?“ oder: „Du bist echt bescheuert / dumm!“? Sicher nicht. Sicher würdest du nach Worten suchen, die deinem Freund etwas Mut zusprechen sollen. Oder ihm sagen, dass jeder mal Fehler macht. Auf jeden Fall würdest du versuchen, ihm Respekt und Verständnis entgegen zu bringen.
Warum machen das viele Menschen aber nicht mit sich selbst auch so? Warum behandeln sie sich nicht wie einen Freund? Sie sind für sich selbst doch der einzige Mensch, der sie wirklich versteht. Der ihnen am nähesten ist. Der ihnen am wichtigsten sein sollte. Sie sind für sich der Mensch, den sie immer um sich haben werden, egal was passiert. Auf den sie sich immer verlassen können. Warum arbeiten sie dann gegen sich, anstatt sich beizustehen? Anstatt sich Mut zuzusprechen? Anstatt für sich da zu sein, machen sie sich runter und behandeln sich wie jemanden, der ihnen nicht wichtig ist.
Kennst du das? Redest du auch manchmal sehr unfreundlich mit dir selbst und beschuldigst dich oder machst dir Vorwürfe? Wenn ja, dann sei zukünftig achtsamer mit deinen Worten. So wie du darauf achtest, wie du mit anderen Menschen, und besonders mit deinen Freunden, redest, so solltest du auch mit dir reden. Schenke dir selbst das Verständnis und den Respekt, den du gern von deinen Mitmenschen hättest. Sei dir ein Freund, nicht dein härtester Kritiker. Kritik bringt dich nur weiter, wenn du sie als Hinweis zu Verbesserungen auffassen kannst. Mit Beleidigungen dagegen hilfst du dir überhaupt nicht, sondern sorgst nur dafür, dass du dich schlecht fühlst und den Mut verlierst.
Achte auf deine Worte! Wenn du merkst, dass du mit dir selbst redest, frage dich dabei immer wieder, ob du so auch mit deinem besten Freund / deiner besten Freundin reden würdest. Und wenn nicht, sei bewusst freundlicher zu dir selbst.