Du hast sicher schon einiges über Glaubenssätze gehört. Vielleicht hast du schon viel darüber gelesen. Vielleicht läuft dir dieser Begriff immer mal über den Weg und du weißt zwar, was das ist, aber nicht, warum ständig davon geredet wird. Vielleicht kannst du aber auch nicht so richtig etwas damit anfangen. Deshalb möchte ich heute etwas intensiver auf dieses Thema eingehen.
Was sind Glaubenssätze?
Glaubenssätze sind nichts anderes als deine Überzeugungen. Also das, woran du glaubst, oder was du für richtig hältst. Sie sind nach und nach in deiner Vergangenheit entstanden. Die einen in der Kindheit, andere erst später. Sie spiegeln deine Erfahrungen wieder, deine erlebten Konsequenzen, den Umgang mit dir und vieles mehr. Wir alle haben als Kinder bestimmte Regeln gelernt und damit meine ich nicht nur Familienregeln. Klar, auch familiär gab es Unterschiede, was die Regeln betraf. Was für die eine Familie wichtig war, war es für die andere vielleicht nicht. Aber auch jeder Kontakt mit anderen Menschen hat dich geprägt. Je nachdem, was die Menschen aus deinem Umfeld für wichtig und richtig erachtet haben, das haben sie auch, bewusst oder unbewusst, an dich weitergegeben. Du hast gelernt, was erwünscht und was unerwünscht ist. Du hast Erfahrungen damit gemacht, wie es ist, wenn du den Erwartungen anderer nicht entsprichst. Wofür du belohnt, oder wofür du vielleicht sogar bestraft wirst. Du hast entweder gelernt, dich nach diesen Maßstäben zu richten oder aber auf deine eigene Art und Weise dagegen zu rebellieren.
Durch diesen Einfluss deiner Mitmenschen hast du im Laufe deines Lebens eine ganze Sammlung an inneren Glaubenssätzen angehäuft. Du hast dir sozusagen dein ganz privates inneres Gesetzbuch geschrieben. Und nach diesem Gesetzbuch lebst du.
Welche Folgen haben diese Glaubenssätze für dein Leben?
Nun, Glaubenssätze müssen nicht unbedingt schlecht sein. Wir haben mit Sicherheit viele richtig gute Überzeugungen erworben. Leider aber auch richtig viele schlechte. Und das Problem an der Sache ist, dass, egal ob unsere Überzeugungen für uns gut oder schlecht sind, wir sie nicht mehr hinterfragen. Zumindest nicht, wenn wir uns nicht darüber bewusst sind, dass sie weitreichende Folgen für unser Leben haben.
Problematisch wird das, wenn wir Glaubenssätze in uns tragen, die dafür sorgen, dass wir uns in unserem Leben nicht gut weiterentwickeln können. Oder wenn sie verhindern, dass wir unsere Ziele erreichen. Meistens ist uns gar nicht klar, warum wir es einfach nicht schaffen, dort anzukommen, wo wir gerne wären. Denn wir sind uns unserer Glaubenssätze oft nicht bewusst. Das heißt aber nicht, dass sie nicht da sind. Sie wirken tief in uns drin und entfalten ihren hinderlichen Einfluss.
Ein Beispiel: Wenn du den Glaubenssatz: „Ich genüge nicht!“ in dir trägst, dann hat das direkte Auswirkungen auf dein Handeln:
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- Möglicherweise versuchst du immer, dein Bestes zu geben und bist trotzdem unzufrieden mit dem Ergebnis.
- Oder du arbeitest an einem Projekt und stellst es aber nie fertig. Weil du immer neue Dinge findest, die du noch berücksichtigen oder ins Projekt einbauen musst.
- Oder du gibst dir nicht mehr so richtig Mühe bei etwas, was von dir gefordert wird, weil du die Erfahrung gemacht hast, dass es sowieso nicht gewürdigt wird.
- Vielleicht kennst du aber auch kein Limit und leistest bis zum Umfallen. Kriechst eigentlich schon auf dem Zahnfleisch. Erlaubst dir aber nicht, Pausen zu machen, aufzugeben oder dich mit weniger zufrieden zu geben.
Kurz zusammengefasst:
Während gute Glaubenssätze dir im Leben weiterhelfen, können schlechte Glaubenssätze deine Weiterentwicklung enorm hemmen und richtig schädlich für dich sein.
Und ich nehme mal an, du weißt, was du mit negativen Glaubenssätzen tun musst. Genau. Ablegen oder verändern.
Wobei ich persönlich nicht viel davon halte, Glaubenssätze abzulegen. Weil es meiner Meinung nach einfach nicht funktioniert. Und weil es viel besser und effektiver ist, sie zu verändern.
Wie kann ich meine Glaubenssätze verändern?
Um deine Glaubenssätze verändern zu können, solltest du erst einmal wissen, welche Glaubenssätze du überhaupt hast.
1. Glaubenssätze herausfinden
Es gibt viele Möglichkeiten, um herauszufinden, welche Überzeugungen du in dir hast. Einige davon kannst du ganz klar benennen, ohne dass du lange nachdenken musst. Viele sind dir aber auch gar nicht bewusst. Oder du glaubst nicht, dass ein bestimmter Glaubenssatz auf dich zutrifft, obwohl du nach dieser Überzeugung handelst.
Nicht selten stelle ich im Beratungsprozess mit meinen KlientInnen fest, dass sie die von uns identifizierten Glaubenssätze für zu übertrieben halten. Sie denken deshalb, dass sie diese nicht in sich tragen.
Ein gutes Beispiel hierfür ist: „Ich bin nicht sicher!“.
Hier höre ich recht häufig, dass das ja so nicht stimmt. Dass das nicht immer zutrifft und deshalb kein Glaubenssatz wäre, der bei ihnen verankert ist.
Aber so einfach ist das nicht. Wir generalisieren gern. Und gerade mit solchen Dingen wie Überzeugungen gehen wir sehr unkritisch um. Nur weil unser Verstand erkannt hat, dass diese Überzeugung nicht immer richtig ist, heißt das nicht, dass wir sie nicht in uns tragen und leben.
Wenn wir in unserer Vergangenheit Erfahrungen gemacht haben, bei denen unser Sicherheitsbedürfnis nicht gestillt wurde, dann haben wir den Glaubenssatz: „Ich bin nicht sicher!“ entwickelt. Wenn es heute Situationen gibt, wo wir uns sicher fühlen, dann wird dieser Glaubenssatz einfach nur nicht aktiviert.
Er ist trotzdem da und beeinflusst unsere Entscheidungen.
Wie finde ich aber heraus, welche Glaubenssätze ich in mir trage?
Du kannst zum Beispiel im Internet nach Glaubenssätzen googlen und schauen, ob du einige für dich wiedererkennst. Oder du überlegst, welche Sprüche oder Sprichwörter wichtige Menschen in deinem Leben immer erwähnt haben. Was haben deine Eltern regelmäßig gesagt? Oder Oma und Opa. Oder deine Lehrer / Trainer / besten Freunde? Hinter Sprichwörtern sind sehr oft Glaubenssätze versteckt.
Du kannst aber auch mal eine Zeit lang deine negativen Gedanken aufschreiben und diese dann nach deinen Überzeugungen durchforsten. Was du über dich denkst, wenn du nicht gut drauf bist, spiegelt, wovon du überzeugt bist.
2. Hinterfrage deine Glaubenssätze
Nachdem du einige Glaubenssätze herausgefunden hast, kannst du anfangen, sie zu hinterfragen. Wie bereits weiter oben erwähnt, sind nicht alle Glaubenssätze, die wir in uns tragen, negativ und müssen verändert werden. Deshalb ist es wichtig, diese zu hinterfragen und zu schauen, ob sie dir schaden.
Nimm dir einen Glaubenssatz von dir vor und stelle dir dazu mal folgende Fragen:
- Ist dir dieser Glaubenssatz recht? Bist zu zufrieden damit?
- Bejahst du ihn? Ausnahmslos? Oder gibt es Ausnahmen?
- Kennst du Gegenbeweise? Wenn ja, welche?
- Hilft er dir im Leben?
- Oder behindert / stört er dich?
- Hindert er dich daran, deine Ziele zu erreichen?
- Möchtest du dich lieber von ihm trennen?
- Oder ihn so umformulieren, dass er besser passt?
Anhand dieser Fragen ist es gar nicht so schwierig, herauszufinden, welche Überzeugungen du weiterhin in deinem Leben haben möchtest, und welche nicht.
Hast du einige entdeckt, die du gern umformulieren möchtest, dann kannst du dich nun daran machen, an ihnen zu arbeiten.
3. Negative Glaubenssätze verändern
Seine Glaubenssätze umzuformulieren ist im Grunde genommen nicht schwer. Wenn du aber ungeübt bist, wird dir möglicherweise nicht immer ein positiver Glaubenssatz einfallen, der den alten ersetzen gut kann. Manche Sätze kann man einfach umkehren:
„Ich bin nicht wichtig!“ → „Ich bin wichtig!“
„Ich bin dumm!“ → „Ich bin klug!“
„Ich mache alles falsch!“ → „Ich mache vieles richtig!“
„Ich bin hässlich!“ → „Ich bin schön!“
Es gibt aber auch Glaubenssätze, die lassen sich nicht einfach umkehren. Da musst du dann schauen, woran du stattdessen in deinem Leben glauben möchtest und daraus einen positiven Satz formulieren. Das sind solche Sätze wie:
„Andere müssen auf mich Rücksicht nehmen!“ → „Meine Bedürfnisse sind wichtig!“
„Ich muss perfekt sein!“ → „Mein Bestes ist gut genug!“
„Ich kann das nicht!“ → „Ich kann das lernen!“
Manchmal ist auch etwas Kreativität bei der Veränderung von Glaubenssätzen gefragt. Besonders dann, wenn es Sätze sind, für die sich nicht so leicht eine positive Überzeugung finden lässt. Aber es ist nicht schlimm, wenn du nicht sofort einen guten Ersatz für eine schädliche Überzeugung finden kannst. Lass dir Zeit damit und arbeite erst einmal an den Sätzen, die du schon umformulieren konntest. Wenn du am Ball bleibst und dich länger mit deinen Glaubenssätzen beschäftigst, wirst du nach und nach eine gute Variante für noch offene Glaubenssätze finden.
Was machst du aber, nachdem du mit der Umformulierung eines negativen Glaubenssatzes fertig bist?
Du wendest den neuen Satz an.
4. Alte Glaubenssätze durch neue überschreiben
Um einen neuen Glaubenssatz in deinem Kopf zu etablieren, ist es erforderlich, dass du dir diesen Satz nun so oft wie möglich sagst. Alles, was wir regelmäßig hören, daran glauben wir irgendwann. Wir müssen nur konsequent daran arbeiten, uns den positiven Satz immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Theoretisch würde es also reichen, wenn du dir deinen neuen Glaubenssatz auf jede erdenkliche Art „eintrichterst“.
Aber ganz so leicht ist es nicht. Denn dieser Schritt ist mit Abstand der schwierigste. Du wirst vielleicht inneren Widerstand verspüren, wenn du dir den neuen Glaubenssatz aufsagst. Du wirst ihn wahrscheinlich auch öfters in Frage stellen. Und gegenteilige Beweise finden, mit denen du ihm dann ein „Siehste, stimmt doch nicht!“ entgegensetzen kannst.
Wichtig ist, dass du ihn dir trotzdem weiterhin aufsagst. Ganz besonders dann, wenn dir auffällt, dass in irgendeiner Situation gerade der alte Glaubenssatz aktiviert wurde.
Wenn du zum Beispiel gerade etwas falsch gemacht hast und dadurch das Gefühl bekommst, unzulänglich zu sein, dann wird bei dir sehr wahrscheinlich der alte Glaubenssatz „Ich muss perfekt sein!“ aktiviert. Da du nun weißt, dass dieser Glaubenssatz Unsinn ist, kannst du ihn durch deinen neuen ersetzen:„Ich habe mein Bestes versucht. Mein Bestes ist gut genug!“.
Versuche mal im Alltag darauf zu achten, wann bereits von dir erkannte alte Glaubenssätze auftauchen und dich beeinflussen. Und arbeite daran, sie zu ersetzen.